Bamberg, Coburg – Franken

1. Mürsbach

Dieses Jahr haben wir uns aus den bekannten Gründen sehr spät zu einer Urlaubsbuchung entschieden. Deutschland-Urlaub war klar und da wir noch so viele Ecken nicht kennen, war die Auswahl groß. Ein Tipp aus dem Bekanntenkreis führte uns nach Bamberg. Wandern, Radfahren, Fachwerkhäuser klangen verlockend. Dazu noch die Aussicht auf die höchste Brauereidichte der Welt und zack, war das Reiseziel klar. Nächster Schritt: eine Unterkunft. Da waren wir mal wieder Team „wenig suchen, schnell buchen“ und wir hatten den „Goldenen Adler“ in Mürsbach entdeckt. Dieser Landgasthof war eine Zeitreise in die 40er / 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Für uns war es wie bei Oma und Opa früher auf dem Land und wir haben uns sehr wohlgefühlt.

Die Ferienwohnung war sehr großzügig und es hätte da eine Familie mit 6 Personen gut übernachten können. Die Räume an sich waren mehr als ausreichend und unser Wohnzimmer war ein kleiner Tanzsaal. Wir konnten den Innenhof und den angeschlossenen Biergarten nutzen und haben dort bei Sonnenschein gefrühstückt. Die Gastwirtschaft war immer von Donnerstag bis Sonntag auf und wir nutzten das dortige Angebot an Speisen und vorallem an Getränken ausführlich. Was gibt es Schöneres als ein frisch gezapftes Bier, wenn man den ganzen Tag unterwegs war. Der Biergarten war sehr familiär und sogar Kindergeburtstage wurden da gefeiert. Es hatte also nichts mit grölender Kneipenkultur bis mitten in der Nacht zu tun. So gegen 21:00 Uhr waren die letzten Krüglas geleert und die Franken gingen nach Hause. Ich denke es wird dort lieber öfter, aber dafür kürzer in den Biergarten eingekehrt. Nicht die schlechteste Idee.

Mürsbach lag idylisch zwischen sanften Hügeln, hatte eine Kirche und drei Biergärten. Zwar mussten wir für sämtliche Einkäufe ins Auto steigen, dafür waren wir mitten in der Natur und an einem herrlichen Örtchen zum Runterkommen. Unser Vermieter war sehr hilfsbereich und so wussten wir bald, wo der gute Bäcker zwei Dörfer weiter war und der beste Badesee zu finden war. Auf den komme ich noch später zu sprechen. Hier aber erst noch ein paar Bilder von einem abendlichen Spaziergang durchs Dorf.

2. Bamberg

Bamberg empfing uns als eine wunderschöne Stadt mit kleinen Gässchen und mittelalterlichem Charme. Die fachwerkreiche Altstadt ist eine der größten erhaltenen Stadtkerne Deutschland und zu Recht UNESCO-Welterbe. Die Regnitz floss durch den Ortskern, teilte sich in zwei Arme, wobei der rechte zum Main-Donau-Kanal ausgebaut wurde. Das alte Rathaus am Fluss war ein beliebtes Fotomotiv, auch weil es mitten in den Fluss gebaut wurde. Erreichbar war das Gebäude durch die Obere und Untere Brücke.

Die Bergstadt Bamberg wird auch als das fränkische Rom bezeichnet und wurde ebenso auf sieben Hügeln erbaut. Jeder Hügel hat seine Sehenswürdigkeit und auch wenn der Michelsberg mit dem Kloster St. Michael der berühmteste Berg der Stadt ist, gab es so viel anderes zu entdecken.

Wir schlenderten bei sonnigem Wetter durch die Altstadt und ließen uns ein wenig treiben. So gelangten wir auf den Kaulberg zur gotischen katholischen Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau, auch Obere Pfarre genannt. Historisch bedeutsam ist das Gnadenbild Maria mit Kind im Hochaltar und das Altarblatt des ehemaligen großen Marienaltares vom Dom mit dem Gemälde Himmelfahrt Mariens von Jacopo Robusti, genannt Tintoretto.

Es gibt sicherlich noch so einiges zu dieser Kirche zu sagen, so gibt es z.B. ein Brautportal mit den klugen und törichten Jungfrauen, was auch immer deren Unterschied ausmachte. Wir zogen weiter zur Neuen Residenz auf dem Domplatz. Zusammen mit dem Dom und der benachbarten Alten Hofhaltung bildete sie das geistliche und weltliche Herrschaftszentrum der Stadt Bamberg. Eine sehr beeindruckende Anlage und ich gebe zu, dass wir uns auf Grund des schönen Wetters die Sehenswürdigkeiten lediglich von außen angeschaut haben. Eine herbstliche Runde in Bamberg würde auf jeden Fall auch sehr viel Sehenswertes in prunkvollen Innenräumen bereithalten.

Es wurde immer heißer und ein mittägliches Hungergefühl setzte ein. Auch waren wir bereit uns der fränkischen Braukunst zu nähern und bei einem Mittagessen uns an einen kühlen fränkischen Gerstensaft zu versuchen. Der Italiener auf dem Michelsberg war ein Gedicht und im schattigen Garten mit Blick auf die Stadt ließ es sich gut aushalten. Bamberg ist berühmt für seine Braukunst und wer erst einmal ein ungespundetes Kellerbier probiert hat, wird diesen milden, kohlsäureärmeren Durstlöscher zu schätzen wissen.

Frisch gestärkt genossen wir die Aussicht, bei flimmernder Hitze ging es wieder talwärts. Idyllische Gässchen und mittelalterliches Fachwerk waren toll anzusehen, aber ein bisschen pflastermüde waren wir auch. Spontan entschieden wir uns zu einer Dampferfahrt und schauten uns das liebevoll genannte Klein Vendig von Bamberg von der Wasserseite aus an. Füsse hoch und Käffchen, so ließ es sich aushalten. Allerdings war die Dampferfahrt jetzt auch nicht spektakulär. Klein Venedig am Anfang war eindeutig der Höhepunkt der Fahrt.

3. Bierwanderung

Wer in Bamberg Urlaub macht, sollte eine Bierwanderung machen. Praktisch ist das ein Hopping von Braugasthof zu Braugasthof. Im Bamberger Stadtbereicht gibt es dreizehn familiengeführte Brauereien und ca. 60 Brauereien im nahen Bamberger Land. Diese produzieren über 400 verschiedene Biere, ob traditionelle Sorten und neue Spezialitäten, darunter internationale Preisträger. Es gibt eine fantastische Auswahl, vom Rauchbier über fränkisches Kellerbier, Ungespundetes oder Lagerbier bis hin zum Bockbier. Nein, so viele Sorten kann man nicht probieren, auch nicht auf einer Bierwanderung, wo der Fokus eh auf der Wanderung liegen sollte. Unsere 13-Brauereien-Wanderung startete an der Orangerie des Schlosses Seehof, wo uns die niedrige Parkgebühr von 1 EUR pro Tag überrascht hat.

Von da aus ging es zu 3 Brauereien in Memmelsdorf. Die ließen wir links liegen und machten uns auf zur Brauerei Wagner in Merkensdorf. Das Wetter war perfekt, es waren angenehme 25 Grad, Sonne-Wolken-Mix und die sanften Hügel der fränkischen Toskana waren auch für Flachländler wie wir es sind, sehr gut zu managen. Also immer den Wegweisern des 13-Brauereien-Weg hinterher und nach einem Krügla in Merkensdorf wieder munter weiter gewandert.

So gegen halb drei hätten wir gern etwas gegessen. Leider haben alle Braugasthöfe von ca. 14:30 Uhr bis 17:00 Uhr Mittagspause. Das passierte uns während unseres Urlaubs immer wieder. Da passt die fränkische Mahlzeiteneinnahme nicht mit unserem mediterranen Urlaubslebensgefühl überein. Ein paar Kirschen von einem freundlichen Franken angeboten, nahmen wir da gern als Zwischenimbiss an.

Pünktlich um 17:00 Uhr kehrten wir nach unserer Rundtour noch einmal in den Brauereigasthof Wagner ein. Da hatte es uns so gut gefallen und wir aßen Eisbein, Fleischküchla und Sülze mit Bratkartoffeln. Rustikale fränkische Küche zu sehr moderaten Preisen, einfach lecker nach so viel frischer Luft und zusammen mit einem ungespundeten Kellerbier unschlagbar.

4. Veste Coburg

Coburg war von unserer Ferienwohnung in Mürsbach ähnlich weit entfernt wie Bamberg. Den Tag war verregnet und genau richtig für den Besuch der Veste Coburg, auch die Fränkische Krone genannt. Sie erhob sich mit ihren beeindruckenden Mauern und Türmen hoch über der Stadt. 1056 wurde „Koburgk“ erstmals urkundlich erwähnt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts nutzten die sächsischen Kurfürsten ihr Schloß für häufige Aufenthalte und im 19. Jahrhundert begannen die Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha dort Kunstsammlungen von Weltrang einzurichten.

Die Burg hat mich ein wenig an die Wartburg in Eisenach erinnert, was auch noch verstärkt wurde durch die Darstellungen von Martin Luther in der Veste Coburg. Soweit entfernt ist die Wartburg auch nicht. Sehr fasziniert war ich von der historischen Waffensammlung vor Ort. Auch wenn ich absolut kein Fan von jeglichen Waffen bin, war die immense Auswahl an Gewehren bis zu gefühlten 3 Metern Länge sehr beeindruckend. Leider habe ich davon kein Foto gemacht. Wir wanderten danach noch in Stadt hinunter und schauten uns das Stadtzentrum von Coburg an, eine hübsche Stadt mit einem sauber herausgeputzten Stadtzentrum.

5. Wanderung auf dem Jakobusweg

Der fränkische Jakobusweg verläuft von der der Kronacher Festung Rosenberg bis nach Nürnberg in 7 Tagesetappen. Wir haben uns für eine Wanderung von der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen zum Staffelberg, anschließend über Wolfsdorf wieder zurück nach Vierzehnheiligen, entschieden. Die Kirche wurde den heiligen 14 Nothelfern geweiht, daher auch der Name Vierzehnheiligen. Jährlich besuchen circa. 500.000 Menschen die Wallfahrtskirche.

An Blumenwiesen vorbei wanderten wir auf das Hochplateau des Staffelberges. Die Stimmung war gut. Die Menschen auf diesem Wanderweg grüßten einander, egal, ob sie sich kannten oder nicht. So schlug uns des Öfteren ein freundliches „Grüß Gott“ entgegen, was wir gern erwiderten.

Auch wenn es warm war, hatten wir keine Probleme auf dieser leichten Wanderung. Auf dem Staffelberg wartete an der Adelgundiskapelle die fränkische Gastronomie und es herrschte munteres Treiben unter den Linden. Viele Familien trafen sich hier für einen Sonntagsausflug und es tat gut sich im Schatten der Bäume ein Würstchen und eine Brause zu gönnen. Danach erkundeten wir noch den Staffelberg und für Höhentaugliche war der Rand des Plateaus ein toller Ausblick und Fotopunkt. Ängstlichere bleiben einfach mehr in der Mitte des Staffelberges. Auch von dort hatte man einen gigantischen Ausblick über das fränkische Tal.

Zurück ging es, wie schon erwähnt, über Wolfsdorf nach Vierzehnheiligen. Der Weg war so etwas weiter, aber interessanter, weil es eine andere Strecke war. Hier konnten wir die prunkvolle Kirche noch einmal im Nachmittagslicht bewundern. Es war ein sehr schöner Auflug, den wir sehr empfehlen können.

6. Badesee Ebensfeld

Unseren Tipp vom Vermieter zum Badesee möchte ich euch nicht vorenthalten. Da kann man manchmal googlen und recherchieren und findet doch nicht das richtige Fleckchen. Ein kurzer Schnack mit unserem Vermieter und wir hatten den schönsten Badesee der Gegend als Tipp im Gepäck. Er war in Ebensfeld, hatte Umkleidekabinen, ordentliche Toiletten, eine schöne Wiese und tolles Wasser zum Abkühlen. Seht selbst!

7. E-Bike Tour auf dem Main-Radwanderweg

Wir hatten Lust auf Fahrradfahren und wollten schon immer mal ein E-Bike ausprobieren. Da wir immer kurz Entschlossene bei solchen Themen sind, musste ich doch ein wenig länger telefonieren bis wir einen Anbieter gefunden hatten, der noch am selben Tag E-Bikes an uns verlieh. Heißt im Umkehrschluss, dass man sich da doch etwas besser vorbereiten sollten, wenn man einen ganz spezielle Tour plant. Bei Radsport Höppel in Bad Staffelstein fanden wir exzellente Beratung und eine tolle Einweisung in den E-Bike-Sport. Am Main-Radwanderweg hatten wir viele Möglichkeiten unsere Räder rollen zu lassen.

Wir fuhren einfach ins Blaue und ich war doch schwer begeistert wie leicht ich doch die Berge hochkam. Auch wenn ich täglich Rad fahre, sind diese ewig langen Anstiege im Fränkischen ganz bestimmt nicht zu unterschätzen und ich war doch froh über ein bisschen elektrische Unterstützung.

So, mit einem letzten fränkischen Ungespundeten verabschiede ich mich aus dem fränkischen Land. Ich komme bestimmt einmal wieder, weil es noch so viel Unentdecktes dort gibt und die Menschen mit dem rollenden R einfach symphatisch und sehr gastfreundlich sind.

undiversell

Ich freue mich, dass du mich gefunden hast! Schau dich gern um. Ich zeige dir auf meinem Blog Handgemachtes, Hausgemachtes und Meer. Wenn du dich für Häkeln, Stricken, Nähen, Basteln, Nachhaltigkeit und Reisen interessierst, bist du hier genau richtig. Suchst du unkomplizierte Rezepte zu frischer, saisonaler Küche und leckere Kuchen, lass dich inspirieren. Bist du Fan von vegetarischer und veganer Küche? Hier wirst du fündig. Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht. Viel Spaß und schöne Momente auf meiner Seite wünscht dir Undine von "undiversell"!

9 Antworten auf „Bamberg, Coburg – Franken

  1. Liebe Undine,

    ein ganz wunderbarer Bericht, vielen Dank fürs virtuelle Mitnehmen, deine Erzählungen machen Lust darauf, diese Stätten auch einmal zu bereisen. Deine Fotos sind wunderschön und untermalen die Geschichten perfekt. Oder andersherum. I like. ♥

    Herzensgrüße

    Anni

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  2. Liebe Undine,
    da warst Du ja bei uns gleich um die Ecke!
    Ich mag Bamberg auch sehr und finde es so toll, dass man bei der Einkehr „auf den Kellern“ seine eigene Brotzeit mitbringen kann. Allerdings passiert es auch uns Franken, dass wir am Nachmittag vergeblich nach einem offenen Gasthaus suchen 😉
    Du kannst Dich gerne melden, wenn Du mal wieder in der Gegend bist! 😊
    Liebe Grüße
    Nanni

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  3. Liebe Undine, vieles auf deinen Fotos erkannte ich wieder. Wir wohnten bis 2019 35 km entfernt von Bamberg und haben Franken rauf und runter erkundet. Die fränkische Schweiz mit Pottenstein und Gößweinstein ist auch eine wunderschöne und empfehlenswerte Gegend! Ach, und Volkach nicht zu vergessen…..
    Nun ja, man kann nicht immer alles auf einmal erleben.
    Eure Tour war bestimmt herrlich, noch dazu mit viel Sonne, da ist es doch im fränkischen Ländle am schönsten.
    Inzwischen wohnen wir wieder in meiner Heimat, dem hohen Norden Deutschlands. Sollte es dich einmal hierher verschlagen, komm doch mal auf ein Käffchen vorbei! ;-)

    Alles Liebe

    Silvia

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    1. Liebe Sylvia, ja alles kann man nicht erkunden und es bleiben immer weiße Flecken. Grund noch einmal wieder zu kommen. Die Einladung zum Käffchen nehme ich gern an! 🤗 LG Undine

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