Ich weiß gar nicht mehr genau, was ich gesucht habe, aber plötzlich war da dieser Spike Stitch. Auf Deutsch heißt das Dornenmasche oder tiefergestochene Masche. Egal wie er heißt, ich war sofort verliebt. Klar, dass ich den sofort ausprobieren musste. Und wie es der Zufall (aka mein Wollvorrat) wollte, fiel mir direkt ein Garn in die Hände, das einfach geschrien hat: Mach was aus mir!

Also habe ich losgelegt – obwohl ich ganz sicher keine weitere Tasche brauche. Aber darum geht’s ja auch nicht, oder? Es geht ums Machen, ums Ausprobieren, ums kreative Abtauchen. Und manchmal ist das Ziel gar nicht so wichtig. Wenn am Ende eine neue Tasche dabei rauskommt – who cares?

Gestartet habe ich das Projekt letzten Sommer als klassisches Garten-Stitching. Füße hoch, Häkelnadel in der Hand, Sonne im Gesicht. Dann kam der Herbst, dann der Winter, und mit ihm ganz andere Ideen, Projekte, Farben. Die Tasche lag derweil in ihrem Körbchen und hat still gewartet. Frühjahr. Frischer Wind. Plötzlich wollte ich die Tasche zu einer Revue ausführen. Spoiler: Ich war zu gehetzt, um sie fertigzustellen. Manchmal muss man loslassen können, um dann später weiterzumachen.

Im Zuge des #memademay2025 und Tickets für ein Musical war er plötzlich wieder da, der Vibe. Der Finish-it-Vibe! Also ran an die Häkelnadel, Stoff raus, Knöpfe gezückt – und et voilà, da ist sie: meine Spike-Stitch-Häkeltasche.

Wer sich jetzt angesprochen fühlt, auch ein solches Modell zu häkeln und eventuell sogar mit einem Innenfutter zu versehen, ist herzlich eingeladen. Hier die Anleitung dafür:

Verwendetes Material:

• Textilgarn RibbonXL von Hoooked a 250 g (3 Farben)
• Häkelnadel Nr. 8
• Magnetverschluss
• ca. 40 cm Futterstoff (gewebte Baumwolle)
• ca. 40 cm Futterstoff (Satin oder auch gewebte Baumwolle)
• Vlieseline H630
• Vlieseline H250

Anleitung

Taschenkörper

• Boden der Tasche: Luftmaschen anschlagen: 26 + 1 Luftmasche häkeln.
• Erste Runde: In die 2. Luftmasche ab der Nadel: 3 feste Maschen häkeln.
• In die folgenden 24 Maschen: je 1 feste Masche häkeln.
• In die letzte Masche: 6 feste Maschen häkeln.
• Die Arbeit nicht wenden, sondern entlang der Unterseite der Luftmaschenkette zurückhäkeln.
• In die letzte Masche: 3 feste Maschen häkeln. Insgesamt hat man jetzt 60 Maschen pro Runde.
• Runde mit einer Kettmasche schließen. Diese Runde bildet den Boden der Tasche. Neue Runde mit 1 Luftmasche als Steigemasche beginnen (zählt nicht als Masche).
• 5 weitere Runden mit festen Maschen in Dunkelblau häkeln (ohne Zu- oder Abnahmen).
• Jede Runde mit Kettmasche schließen und mit 1 Luftmasche beginnen.

Farbwechsel & Spike Stitch

Wechsle nun zur nächsten Farbe (z. B. Pink) und arbeite die Spike Stitch-Runde wie folgt:

• 1 feste Masche (normal)
• 1 feste Masche eine Reihe tiefer eingestochen
• 1 feste Masche zwei Reihen tiefer eingestochen
• 1 feste Masche drei Reihen tiefer eingestochen
• 1 feste Masche vier Reihen tiefer eingestochen
• Wiederhole dieses Muster rundum, insgesamt 12 Mustersätze. Tipp: Garn beim Tieferstechen sanft hin- und herruckeln und in Form ziehen – das sorgt für eine schöne Struktur und macht die Stiche gleichmäßiger.
• Danach: 6 Runden feste Maschen in der gleichen Farbe häkeln.

Farbschema, das du natürlich nach Verfügbarkeit und Gusto anpassen kannst.

• Marineblau
• Pink
• Meergrün
• Marineblau
• Pink
• Nach dem letzten Mustersatz den Taschenkörper mit einer Reihe Kettmaschen beenden.
  

Henkel

• Luftmaschenkette: 50 Luftmaschen + 1 Steigeluftmasche in Meergrün häkeln.
• Erste Runde: In die erste Masche: 3 feste Maschen häkeln.
• In die folgenden Luftmaschen: je 1 feste Masche.
• In die letzte Masche: 6 feste Maschen.
• Auf der Rückseite der Luftmaschenkette zurückhäkeln: je 1 feste Masche.
• In die letzte Masche: 3 feste Maschen.
• Runde mit Kettmasche schließen.

• Zweite Runde: Zu Marineblau wechseln. Mit 1 Steigeluftmasche beginnen.
• In dieselbe Masche: 1 weitere feste Masche (insgesamt 2 feste Maschen).
• Dann: 1 feste Masche, in die nächste Masche 2 feste Maschen häkeln.
• Danach: bis zur drittletzten Masche je 1 feste Masche häkeln.
• Für die Rundung: 2 feste Maschen, 1 feste Masche, 2 feste Maschen (insgesamt +3 Maschen).
• Auf der anderen Seite: je 1 feste Masche bis zur vorletzten Masche.
• In die vorletzte Masche: 2 feste Maschen, dann 1 feste Masche.
• Runde mit Kettmasche schließen.
• Faden vernähen und einen zweiten Henkel identisch häkeln.
• Dann habe ich meine Knopfkiste auf den Kopf gestellt und tatsächlich 4 gleiche passende Statementknöpfe gefunden. Nach dem Annähen der Henkel mit 9 cm Abstand zum Rand habe ich die Knöpfe auch gleich angenäht.

Innenleben – Futter mit Extras

Ich hab die Tasche nicht nur gehäkelt und mit Henkeln versehen – nein, sie hat sogar ein Innenfutter bekommen. Und zwar aus dem perfektesten Stoff aller Zeiten. Ich schwöre, der hat auf diese Tasche gewartet. Sieh selbst.

Beim Zuschnitt des Innenfutters darauf achten, dass die Innemaße beim Taschenkörper als Grundlage genommen werden. Gerade bei dickem Textilgarn ist das wichtig, weil die Innenmaße deutlich kleiner sind als die Außenmaße – sonst wird das Futter schnell zu groß und wölbt sich unschön. Damit die aufgebügelte Vlieseline nicht durchscheint, habe ich die Außenseite des Innenfutters noch mit einem blauen Stoff versehen.

Zuschnitt:

• 2 Futterstücke à 34 cm x 26 cm + Nahtzugabe in dem Stoff, der von innen zu sehen ist
• 2 Futterstücke à 34 cm x 26 cm + Nahtzugabe in dem Stoff, der nur durch das Textilgarn scheinen könnte
• 2 Stück Vlieseline H630, 34 cm x 26 cm
• 2 Futterstücke für die Fächerabteilung á 34 cm x 18 cm + Nahtzugabe
• 1 Stück Vlieseline H250, 34 cm x 18 cm

Innenfutter nähen:

• Die Vlieseline H630 von links auf die sichtbaren Futterteile und Vlieseline H250 auf ein Fächerteil aufbügeln.
• Die beiden Fächerteile rechts auf rechts an der langen Seite zusammennähen. Wenden und die Kante absteppen.
• Als kleines Highlight habe ich ein „Schickimicki“-Label von It’s a patch eingenäht – weil’s einfach Spaß macht, solche Details zu setzen. Da kannst du dich austoben oder es auch einfach weglassen.
• Das Taschenteil anschließend auf eines der Futterteile aufnähen. Mit einer mittigen Naht absteppen, um die Fächer zu unterteilen.
• Dann den Magnetverschluss anbringen. Ich habe hier vorher ein Stück Leder auf die beiden Futterteile aufgenäht, damit der Futterstoff beim Auf- und Zumachen des Magnetverschlusses nicht reißt. Außerdem passt es so gut zu dem Schickimicki-Label.

• Beide Futterteile in dem sichtbaren Stoff, die mit Vlieseline versehen wurden, zusammennähen.
• Ecken mit 2 cm Tiefe abnähen, um die Bodenform der Häkeltasche auch innen im Futter zu schaffen.
• Genau das Gleiche bei den beiden Futterteilen machen, die nach dem Einnähen in den Taschenkörper nicht zu sehen sind.
• Dann die genähte Außenfuttertasche (Stoff, der nur durchscheint) und Innenfuttertasche an der oberen Naht rechts auf rechts mit einer Wendeöffnung zusammennähen und anschließend absteppen, so dass sich die Wendeöffnung schließt. Hier siehst du die Innentasche, wie sie vor dem Einnähen in die Häkeltasche gewendet sein muss.

Dann fehlt nur noch das Einnähen der genähten Innentasche in die Häkeltasche. Und ja – das Ganze war ein 23:00-Uhr-Letzter-Drücker-Projekt, aber: I finished in time!

Und jetzt? Bin ich einfach nur happy. Diese Tasche ist 100 % ich – in meinen Lieblingsfarben, mit Persönlichkeit, Hingucker-Garantie. Passt perfekt zu einfarbigen Kleidern, ist aber auch für Jeans und Co. ein echtes Statement. Love it.

Ein Schmankerl habe ich noch: Mein Tuch, was ich im Zuge eines Frühlingstuch-Knitalong bei Landherzen gehäkelt habe, passt so hervorragend zu meinem Look, dass ich selbst ganz begeistert bin. Das ist mir fast zufällig über den Weg gelaufen, als ich beim Memademay noch selbstgeklöppelte Teile gesucht habe. Man, es hat schon auch seine Vorteile, wenn man immer wieder von den gleichen Farben magisch angezogen wird, nicht? Gestrickt habe ich das Tuch aus einem Hobbii Twister.

Ich glaube, das war nicht mein letzter Taschenausflug mit Textilgarn – und mein Farbkompass darf gerne weiterhin das Steuer übernehmen.

Ich bin gespannt: Welche Farben ziehen euch magisch an? Oder habt ihr schon mal ein „Nachts-um-23-Uhr-Projekt“ vollendet, das euch noch heute stolz macht? Lasst gerne einen Kommentar da – ich freu mich riesig auf eure Geschichten!

Verlinkt mit Antetannis Jahresbingo zum Thema „(Durch)Scheinen oder Schimmern, weil das Textilgarn große Maschen hat und ich extra ein Außenfutter im Innenfutter eingenäht, um das Durchscheinen von linken Stoffseiten oder Vlieseline zu verhindern.

Verlinkt mit der Taschenlinkparty von Marita, DvD und Creativsalat.