In so melancholischen Momenten eines langen Winters sehne ich manchmal nach der Kindheit. Dieses wohlige Gefühl, alle Zeit der Welt liegt noch vor einem und nichts und niemand kann einem diesen einen Glücksmoment nehmen. Ach, so befreit war man doch nur als Kind! So happy, dass man nur noch tanzend durch die Welt läuft und auch ein mahnendes: „Zappel nicht so rum!“ einen nicht von der Wolke 7 runter bekommen konnte.
Einer dieser schönen Glücksmomente als Kind war bei meiner Oma zu sein. Sie liebte meine Schwester und mich uneingeschränkt, verlangte keine Ordnung und gute Schulnoten. Im Gegenteil, bei ihr konnten wir unsere Beine und unsere Seele auf dem Kirschbaum baumeln lassen. Sie hat uns immer bedauert, weil wir so viel in der Schule lernen müssen. Süß, nicht? Für sie als warmherzige Bauersfrau war es unvorstellbar, dass wir den ganzen Tag Schulstoff in uns reinprügeln lassen müssen. Meine Schwester und ich hatten da als gute Schülerinnen weniger das Problem als unsere liebe Omi.
Mit unserer Oma war ein Rezept unverrückbar verbunden: die Nonnefetzle. Wenn du versuchst, diesen Namen zu googeln, kommst du auf kein Ergebnis. Es gibt Nonnenfürzle, Nonnenfürzchen, Nonnenseufzer, ja sogar Nonnenfötzle. Ich fand aber kein Rezept, das dem meiner Oma gleich kam. Die Zutaten waren immer ein bisschen anders. Ich wußte, dass saure Sahne und Natron in dem Rezept war. Auch wußte ich, wie Oma die Nonnefetzle auf ihrem großen Küchentisch zubereitet hat. Da half alles nix, da musste ich selber ran und mich an das Rezept herantasten. Ein bisschen geholfen hat mir der Vorschlag von Living at Home. Der kam meiner Idee schon recht nahe. Ich bin sehr happy, dass mein Backversuch schon beim ersten Mal geklappt hat und ich mich beim Reinbeißen mindestens 30 Jahre zurückversetzt gefühlt habe. Nächstes Mal muss ich die Nonnefetzle unbedingt meiner Schwester vorführen. Mal sehen, ob sie das gleiche Kindheitserinnerungsgefühl hat.
Hier die Zutaten:
80 g weiche Butter
60 g Zucker
Prise Salz
2 Eier
ein Becher saure Sahne
400 g Weizenmehl + zum Ausrollen
1 TL Natron
Öl zum Ausbacken
Zubereitung:
Mehl auf den Tisch geben, Kuhle rein und alle flüssigen Zutaten da reingeben. Alles zu einem Knetteig verarbeiten und ca. einen halben Zentimeter dick ausrollen.
Den ausgerollten Teig in Rauten schneiden und in der Mitte mit dem Messer einen Schlitz einschneiden. Eine Ecke der Nonnefetzle durchziehen und fertig sind sie fürs heiße Ölbad. Na ja, ein bisschen unförmig sehen sie zwar aus, aber dafür sind sie mit Liebe handgemacht.
Im Ölbad gingen sie aber schön auf und sahen genauso wie bei meiner Omi aus. Darüber habe ich mich schon wie Bolle gefreut. Die Kinder riefen auch schon begeistert: „Das riecht ja lecker! Machst du Mutzen?“
Die Nonnefetzle brauchen wirklich nicht lange. Das ist ein Rezept, dass man noch realisieren kann, wenn der Besuch an der Tür klingelt. Meine Oma hat sie immer ganz frisch gemacht und das war wahrscheinlich das Fantastische daran.
Du brauchst die kleinen Teilchen jetzt nur noch aus dem Öl zu holen, ein wenig abtropfen lassen und ordentlich Puderzucker drüber geben. Dann reinbeißen und von der guten alten Zeit träumen. Der Genuß der Nonnefetzle verhalf mir jedenfalls zu einem Zeitsprung in die Kindheit und ich werde sie ganz bestimmt öfter machen. Mit Apfelmus oder anderem Fruchtmus ist das bestimmt auch ganz fein.
Anika vom Blog Vergiss mein nicht hat dazu eine passende Linkparty gestartet. Diesen Monat unter dem Thema „Nostalgie – Rezepte deiner Familie. Da husch ich doch gleich mal rüber:
Habt ihr auch solche Kindheitserinnerungen? Was versetzt euch Jahre zurück? Auf welches Gericht eurer Kindheit könntet ihr nie verzichten? Freu mich auf eure Kommentare.
Liebe Undine, es gibt so viele Leckere Sachen die mich an meine Kindheit erinnern. z.B. die Verwurrelte, die meine Mutter jedes Jahr in der Karnevalszeit Kiloweise für uns Kinder gebacken hat! Deine Nonnefetzle sehen aber auch sehr lecker aus 🙂LG Vicky
LikeGefällt 1 Person
Liebe Vicky, ich habe die Verwurrelte gegoogelt. Wow, die sind den Nonnefetzle sehr ähnlich! Danke für deinen lieben Kommentar. LG Undine
LikeGefällt 1 Person
Da werden bei mir auch Erinnerungen wach….die ulkigen Namen von dem Gebäck kenne ich …mein Vater war Bäckermeister und als Kind half ich oft in der Backstube und machte die Löcher in die Teiglinge und zog sie zu Schleifen. Bei uns nannte man sie auch Kameruner. Muß ich auch mal probieren,,,braucht man viel Fett zum Ausbacken?
LG schurrmurr
LikeGefällt 1 Person
So 2 fingerbreit in der Pfanne, so dass sie gerade schwimmen können. Es geht noch gerade so mit dem Fettverbrauch. Wenn ein Holzstiel ins heiße Öl gehalten wird, sollten Blasen hochsteigen. So hat das Fett die richtige Temperatur. Schön, dass die das Rezept gefällt, liebe schurrmurr. LG Undine
LikeLike
Ein schönes Rezept! Meine Großmutter hat ähliches gemacht, ich weiß aber den Namen davon nicht mehr.
Aber der Geschmack meiner Kindheit, das sind Ausgezogene (Knieküchle). Meine Mama backt sie noch immer und ihre sind die besten. Du hast Recht – ich sollte mir das Rezept aufschreiben.
Und dann waren da noch Zwetschgenknödel und verlorene Eier … und Spundnudeln und Liwanzen.
Jetzt bin ich hungrig geworden.
Sei lieb gegrüßt
vonKarin
LikeGefällt 1 Person
Ja, so alte Rezepte sollte man aufschreiben und veröffentlichen. Ist doch ganz leicht für uns Blogger. Was sind Liwanzen? LG Undine
LikeLike
Hat dies auf schurrmurr rebloggt und kommentierte:
Schön, wenn solche Rezepte Kindheitserinnerungen hervorholen.
LikeGefällt 1 Person