Flamingodame Amanda

Darf ich vorstellen? Amaaandaaa! Nicht einfach „Amanda“, sondern richtig schön langgezogen, wie man es im amerikanischen Slang aus Florida kennt: Əˈmændə. 🦩✨

Die Flamingodame, die wir hier haben, ist ein ganz besonderer Vogel. Wie sie zu uns kam? Das ist eine Geschichte, die mit einem kreativen Aufruf begann: Der Rostocker Zoo bat um Unterstützung für ein sehr spezielles Projekt: Unsere neue ZooMasche – Häkeln für Vielfalt! Und da mein Liebster als Zooschulkoordinator dort arbeitet, fühlte ich mich natürlich gleich in der Pflicht, mitzumachen.

Ich war schon ein paar Tage auf der Suche nach einer Idee, als eine kreative Studienkollegin meiner Tochter uns besuchte. Sie ist ebenso begeistert von handgemachten Dingen, und als sie von dem Projekt hörte, hatte sie sofort eine Idee. Bei ihr zu Hause in Leipzig stand ein Buch mit Anleitungen zu Häkeltieren – also rief sie bei ihrer Mutter an, und innerhalb weniger Tage hatte ich das Buch in den Händen. Großen Dank an diese spontane Rettungsaktion! Als ich das Buch Liebenswerte Häkeltiere von Vanessa Mooncie aufschlug, begegnete mir sie: Amanda, die Flamingodame. Und es war klar: Die oder keine.

Die Entstehung von Amanda

Geplant war, den Kurzurlaub auf Usedom zu nutzen, um mit dem Häkeln zu beginnen. Wolle und Buch eingepackt, doch dann stellte sich heraus: Die Häkelnadel hatte ich zu Hause vergessen. Na gut, dann eben nach dem Urlaub. Ein kurzes Missgeschick, das mich nicht davon abhielt, zu Hause gleich zu starten. Doch der Anfang war holprig. Der Hals? War gleich erst einmal herausfordernd. Aber wir lassen uns ja nicht gleich von jeder Challenge verjagen. Noch einmal die Anleitung gecheckt und bald ging es gut voran, Stück für Stück nahm Amanda Form an.

Am 20. Februar – früh am Morgen auf der Yogamatte – wurde mir bewusst: Oh Gott, ich habe ja nur noch das Wochenende Zeit! Soviel zum Thema Achtsamkeit beim Yoga! Amanda musste am Montag, den 24. Februar in den Zoo, und jede freie Minute wurde fürs Häkeln genutzt. Alles lief nach Plan und nach dem Körper folgten Schnabel, Augen, Beine und Füße. So weit, so gut!

Samstagabend begann der letzte große Akt: Das Federkleid. Und dann war er da. Der Moment, der das ganze Projekt fast zum Scheitern brachte. Die Musterbeschreibung ergab keinen Sinn für mich. Ich sah überhaupt kein Land. Ich suchte im Netz und fand den entscheidenden Hinweis auf Raverly: The crocodile stitch. Ein Schuppenmuster, das mir half, die Technik zu verstehen. Halb eins nachts hatte ich endlich einen Plan. Sonntagmorgen, noch vor dem Frühstück, musste ich wissen, ob er aufging. Noch kurz gezweifelt, ob meine Zippel da zu einem Gefieder wachsen werden. Dann der Durchbruch. Yeah! Das Federkleid nahm Form an.

Mir war übrigens gar nicht bewusst, dass auf Raverly zu den Strick- und Häkelmustern viele Hinweise zur Erstellung der Stick- und Häkelteile zu finden sind. Jetzt weiß ich es und ich war sehr dankbar für den Hinweis. Das Häkelmuster für die Flamingodame findest du übrigens auf Raverly, falls du Lust hast, es auch zu versuchen, allerdings nur in English und Holländisch.

Ein kleines Detail: Die Anleitung erklärte nicht, wie genau die einzelnen Federn gehäkelt werden. Reliefstäbchen in einfacher, doppelter und dreifacher Ausführung? Schön und gut, aber von welcher Seite um das Stäbchen der Vorrunde? Trial and error war meine Rettung. Und dann? I’ve got it! Man musste die Maschen für die rechte Seite des Federbogens von links einstechen. Nur so entsteht die typische Federform.

Der Körper von Amanda wurde fest ausgestopft, sodass sie eine grazile Erscheinung bekam. Die Beine sollten beweglich sein. Dafür nutzte ich Pfeifenreiniger, die auch in dem Hals für eine flexible Struktur sorgten. Vielen Dank an dieser Stelle an die Prünkist in Rostock, die mich bei der Auswahl der Wolle gut beraten hat und die Idee mit den Pfeifenreinigern hatte. Sowieso mein absoluter Lieblingsladen und nur 300 Meter von meinem Büro entfernt. Ich liebs!

Materialliste

2 x 50 gLangyarns Quattro Koralle (16.0029)
2 x 50 gLangyarns Quattro Pink (16.0065)
1x 100gPro Lana Alicante 17, Cotton Stretch, 4-fach Sockengarn, Farbe 999
je ein Restweißes und schwarzes Baumwollgarn (Lauflänge 50 g ca. 120 m)
10 StückRico Design, Chenilledraht schwarz, 50 cm (eine Packung)
1 PaarSicherheitsaugen


Nach dem Bügeln des Federkleides, was wirklich einen Unterschied machte und den letzten Stichen mit Häkel- und Nähnadel, war Amanda war vollendet. In der warmen Nachmittagssonne am heimischen Küchentisch erwachte die elegante Flamingodame zum Leben. Und dann saß sie da. Majestätisch. Elegant. Mit einer Ausstrahlung, als wäre sie geradewegs einer Modezeitschrift entsprungen. Die langen Beine, der geschwungene Hals, das sanft gelockte Federkleid – eine echte Schönheit, die mich sofort verzauberte. Sie sah aus, als wenn sie gleich würdevoll durch eine rosa schimmernde Lagune waten würde. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an ihr!

Ich nahm Amanda mit an den Sildemower See, um ihr die Gegend zu zeigen. Perfekte Kulisse für ein Fotoshooting! Sie posierte anmutig, ließ sich von der Brise durch ihr pinkes Federkleid streichen und zeigte sich von ihrer besten Seite.

Dank ihres stabilen Innenlebens saß Amanda auf jedem Baumstumpf, Ast, sogar im wackeligen Schilf wie eine Eins und genoß die Aufmerksamkeit durch die Fotokamera. Von weitem riefen Kinder: Ein Flamingo!

Das Wasser zog sie magisch an und wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre sie durchs Dickicht ausgebüxt.

Noch ein paar Bilder im Schilf und Amanda wollte zurück ins Warme. Sie ist aus ihrer Heimat Florida andere Temperaturen gewohnt und so zarte Flamingofüsschen mussten wieder aufgewärmt werden.

Nächsten Morgen ist sie schon zu ihrem nächsten Abenteuer aufgebrochen und freute sich auf ihren glamourösen Auftritt im Rostocker Zoo. Dieser hat mit dem Kunstprojekt „Unsere neue ZooMasche – Häkeln für Vielfalt“ mehr als 4.000 handgehäkelte Tiere für den Artenschutz gesammelt, die nun in einer einzigartigen Ausstellung zu sehen sind. Diese kreative Aktion hat Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus begeistert und zeigt auf beeindruckende Weise das Engagement für den Schutz der Artenvielfalt.

Ich bin ein bisschen stolz, dass meine Amanda jetzt zu dieser Ausstellung gehört und ich werde mir einen Besuch auf gar keinen Fall entgehen lassen. Auch wenn die Flamingodame eher nach Florida mit seinen Lagunen, den pastellfarbenen Sonnenuntergängen und ihren Artgenossen in freier Wildbahn gehört, werde ich ihren Auftritt in der norddeutschen Zoolandschaft feiern und werde mich an wilde Häkelnächte erinnern.

Wisst ihr was? Ich finde, dass Amanda eine Schwester braucht. Sie heißt Serena, so mit langezogenem I: /seˈɾeːːna/. Die soll auf meiner Couch zu Hause sein und sommerliches Flair verbreiten. Die Wolle ist bereits gekauft und der Körper ist schon in Arbeit. Jetzt weiß ich ja, wie es geht und das Wissen soll gleich angewendet werden. Der Hals ließ sich schon einmal problemlos häkeln. Ich freue mich auf die weitere Flamingodame und kann gar nicht erwarten, dass sie schlüpft.

Damit bin dabei bei Antetannis Jahresbingo mit dem Feld „Geflochten, gehäkelt, gestrickt“ und sende euch sonnige Grüße!

Ich schau auch gleich noch vorbei beim Dings von Dienstag und beim Creativsalat.

Was war dein letztes Häkelprojekt? Wann bist du das letzte Mal bei einem kreativen Projekt in Zeitdruck gekommen? Schreib mir gern deine Erlebnisse in die Kommentare.

undiversell

Ich freue mich, dass du mich gefunden hast! Schau dich gern um. Ich zeige dir auf meinem Blog Handgemachtes, Hausgemachtes und Meer. Wenn du dich für Häkeln, Stricken, Nähen, Basteln, Nachhaltigkeit und Reisen interessierst, bist du hier genau richtig. Suchst du unkomplizierte Rezepte zu frischer, saisonaler Küche und leckere Kuchen, lass dich inspirieren. Bist du Fan von vegetarischer und veganer Küche? Hier wirst du fündig. Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht. Viel Spaß und schöne Momente auf meiner Seite wünscht dir Undine von "undiversell"!

13 Antworten auf „Flamingodame Amanda

  1. OMG, ich bin – laaaaaaaaang gezogen – schoooooooooockverlieeeeeeeeeebt. Wie großartig ist das, ähhh die denn?! 🩷🩷🩷🩷🩷🩷🩷
    Ein grandioses Vogelgetier 🦩ist dir da von der Nadel gehüpft, sensationell.
    Verzückte Grüße
    Anita

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  2. Eine tolle Häkel-Geschichte und ein wirklich tolles Projekt, das damit unterstützt wird. Ich wollte eigentlich für meine Neffen Wichtel zu Ostern häkeln, muss das aber wohl aufgrund einer Entzündung in der Schulter auf das nächste Jahr verschieben. Ich brauche wirklich nicht mehr viel, aber aktuell gehen nur ein paar Reihen pro Tag. Aber dann wäre ich wenigstens rechtzeitig für das nächste Jahr fertig.

    Ganz liebe Grüße

    Bettina

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  3. Liebe Undine,
    Was für eine tolle Geschichte! Amanda, die Flamingodame, ist wirklich ein Meisterwerk, und es ist so schön zu hören, dass sie nun Teil des Projekts im Rostocker Zoo ist. Die Herausforderung, das Federkleid zu häkeln, zeigt viel Hingabe. Ich bin sicher, dass Serena, die Schwester, genauso charmant wird. Toll, dass du deine Kreativität für so einen guten Zweck eingesetzt hast. 😊
    Liebe Grüße
    Bianca

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  4. Wow – ein wunderschöner Flamingo und eine bezaubernde Geschichte. Ich bin schön gespannt ob Serena auch so brav wie Amanda ist und so anmutig und liebevoll! Toll gemacht! LG Ingrid

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