Sommerurlaub in der Pfalz

Neustadt an der Weinstraße – unser Basislager

Dieses Jahr haben wir unseren Sommerurlaub in der Pfalz verbracht. Schon letztes Jahr sind wir von unserem Trip nach Heidelberg einen Nachmittag nach Freinsheim, auf den Musikantenbuckel, gefahren. Die Weinberge und die leicht hügelige Landschaft haben uns so fasziniert, dass unser Urlaubsziel für dieses Jahr schnell feststand.

Wir fanden eine schnuckelige Airbnb-Wohnung in Gimmeldingen, einem Ortsteil von Neustadt an der Weinstraße, und starteten von da aus unsere Entdeckungen. Das Wetter war perfekt, Sonne satt, die Temperaturen sommerlich warm bis heiß.

Neustadt an der Weinstraße ist mit rund 53.000 Einwohnern eine lebendige Stadt mit süßem Marktplatz und kleiner Einkaufsstraße. Neben den gängigen Ketten gibt es auch individuelle Läden, und diese Fachwerkbauten! Die schmalen Gässchen, die sich durchs Städtchen ziehen, haben es mir besonders angetan.

Mittelalterliches Freinsheim

Wer in der Nähe von Neustadt Urlaub macht, sollte Freinsheim nicht auslassen. Das mittelalterliche Städtchen entstand schon im 8. Jahrhundert. Mit seiner gut erhaltenen Stadtmauer, schnuckeligen Häusern und romantischen Gassen ist es perfekt zum Schlendern – im Sommer am besten morgens, bevor die Hitze kommt. Unter der Woche ist es eher ruhig, am Wochenende mit offenen Weinstuben und Restaurants deutlich lebhafter.

Bad Dürkheim – Salzluft statt Meeresbrise

Noch mehr städtisches Flair? Dann unbedingt nach Bad Dürkheim. Die Stadt wurde um 600 n. Chr. gegründet und war für mich eines der Highlights unserer Reise.

Neben der hübschen Innenstadt mit Restaurants, Cafés und dem Kurpark gibt es hier den beeindruckenden Gradierbau: An den meterhohen, mit Schwarzdornreisig gefüllten Wänden rieselt Salzwasser herab. Das sorgt für Abkühlung, erfrischt die Atemwege und ist einfach genial.
Die gigantische Holzkonstruktion ist rund 333 Meter lang und 18 Meter hoch – und bei sommerlicher Hitze herrlich erfrischend.

Der Kurpark in Bad Dürkheim beeindruckt mit seinen weitläufigen Grünanlagen, malerischen Teichen und wunderschönen Spazierwegen, die zu erholsamen Momenten inmitten der Natur einladen.

Das monumentale Weinfass in Bad Dürkheim ist nicht nur das größte Weinfass der Welt, sondern auch ein Symbol für die lange Weinbautradition der Region und ein beliebtes Wahrzeichen für Besucher.

In der Weinstube Petersilie haben wir uns bei einem leckeren Imbiss und der klassischen Weinschorle in der Mittagshitze erholt und entspannt den Moment genossen. Überall gab es gemütliche Einkehrmöglichkeiten und der Italiener an der Ecke schien auch sehr beliebt zu sein.

Wachenheim & die Wachtenburg

Auch Wachenheim an der Weinstraße lohnt einen Besuch. Das kleine Städtchen liegt eingebettet in Weinberge und strahlt schon vom ersten Moment mittelalterliches Flair aus. Besonders schön ist die Innenstadt mit ihren Fachwerkhäusern, kleinen Gassen und dem charmanten Marktplatz. Hier findet man Cafés, Weinstuben und einige nette Lädchen – ideal für einen gemütlichen Bummel.

Das Highlight ist natürlich die Wachtenburg, eine alte Burgruine hoch über dem Ort. Sie wurde vermutlich im 11. Jahrhundert erbaut und bot früher Schutz vor Angreifern. Heute kann man die Ruine frei erkunden: Von den alten Mauern hat man einen fantastischen Blick über die Rheinebene, die Haardtberge und die umliegenden Weinberge.

Im Innenhof der Burg gibt es eine Vinothek, perfekt für eine kleine Pause mit einer Weinschorle oder einem Glas Riesling. Wer Lust hat, kann auch eine kleine Wanderung rund um die Burg machen, es gibt mehrere gut ausgeschilderte Wege, die durch Weinberge und Wälder führen. Haben wir gemacht und uns umso mehr auf die Rast auf der Burg gefreut, obwohl wir bei den sommerlichen Temperaturen lieber bei einer Johannesbeerschorle geblieben sind.

Ein kleiner Tipp: Wer die Burg besucht, sollte auch die kleinen historischen Details beachten – alte Türbögen, verwitterte Steinmetzarbeiten und die Reste der Wehranlagen erzählen von der langen Geschichte des Ortes. Lieb ich ja so alte Gemäuer.

Pfälzer Hüttenkultur

Wie schon erwähnt, sind wir viel gewandert. Und dabei begegnet man automatisch der Pfälzer Hüttenkultur. Auf vielen Routen gibt es Einkehrmöglichkeiten, wo man Hunger und Durst stillen kann. Böse Zungen behaupten ja, das eigentliche Ziel einer Wanderung sei die Hütte – und ich bestätige das voll und ganz.

Viele Hütten werden von Vereinen betrieben, Essen und Getränke sind moderat im Preis. Am Wochenende sind sie oft das Ziel für Familien, wo mit Kind und Kegel an langen Tischen fröhlich gezecht und gut gelaunt so manches Schörlchen gebechtert wird. Das macht schon beim Zuschauen Laune.
Besonders gut gefallen haben uns folgende Hütten:

Die Rietburg bei Edenkoben

Die Rietburg ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Familien. An einem sonnigen Samstag haben wir die historische Festung aus dem 12. Jahrhundert besucht – und waren nicht die Einzigen: Bei bestem Sommerwetter war dort einiges los. Kein Wunder, schließlich lässt sich bei gutem Essen und einer Schorle der Blick ins Rheintal wunderbar genießen.

Den Aufstieg haben wir bei diesem Mal nicht zu Fuß, sondern bequem mit der historischen Zahnradbahn, der Rietbahn, gemeistert. Trotz meiner Sessellift-Phobie war die Fahrt dank der geringen Höhe angenehm – und je weiter wir nach oben kamen, desto schöner wurde die Aussicht.

Das Forsthaus Benjental

Das Forsthaus liegt direkt am Pfälzer Weinsteig, einem Prädikatswanderweg. Ideal als Start- oder Etappenpunkt für Touren rund um Stabenberg, Weinbietturm oder entlang des Mußbachs.

Es ist mitten im Wald und selbst an heißen Sommertagen ein angenehm schattiges Plätzchen, an dem die Pfälzer Hüttenkultur voll zur Geltung kommt. Schorle, deftiges Essen, ein frischer Salat – was will man mehr? Genau: Live-Musik. Auch die gab es an einem Mittwoch, und und die Gäste sangen selbstvergessen mit bei alten Hippieliedern.

Besonders in Erinnerung geblieben ist uns die Schorle in der Hütte: eine Mischung aus Weißwein, Grapefruitlimonade und Wasser. Überraschend erfrischend – und richtig lecker.

Das Hohe Loog Haus

Eine unserer Wanderungen führte uns zum Hohe Loog Haus. Wie auf vielen Pfälzer Hütten üblich, stellte man sich auch hier brav am Tresen an, um Essen und Trinken zu bestellen. Belohnt wurden wir mit einer großartigen Aussicht – und für mich durfte dabei ein echter Klassiker nicht fehlen: Handkäs mit Musik. Ein fester Bestandteil im Reigen der Pfälzer Spezialitäten.

Pfälzer Küche – deftig und schorlig

In den Hütten gibt’s fast immer die Klassiker: Saumagen, Leberknödel und Bratwurst mit Sauerkraut. Dazu eine „Pfälzer Schorle“ – meist im 0,5-Liter-Dubbeglas serviert. Drei Viertel Wein, ein Viertel Sprudel, und fertig ist die erfrischende Schorle. „Zum Wohl die Pfalz“ sage ich da nur.

Warum das Dubbeglas diese besondere Form hat? Ganz einfach: Es hat eingravierte oder geprägte Vertiefungen, die sogenannten „Dubben“. Sie sorgen dafür, dass man das Glas besser greifen kann, selbst wenn die Hände feucht oder klebrig vom Essen sind. Gleichzeitig ist es ein richtiges Symbol für die Pfälzer Lebensart: praktisch, robust und gesellig.Ich musste immer lachen: So volle Gläser habe ich noch nirgends bekommen und zwar auf jeder Hütte.

Neben den deftigen Fleischgerichten findet man oft auch Handkäse mit Musik – der typische Sauermilchkäse mit Zwiebeln, Essig, Öl und Kümmel. Frisch, würzig und perfekt zu einem Glas Schorle. Tipp für Veganer und Vegetarier: Das Angebot in den Hütten ist traditionell eher fleischlastig, also vorher nachfragen.

Weinfest in Deidesheim

Kein Pfalzbesuch ohne Weinfest! Wir hatten das Glück, das Weinfest in Deidesheim zu erleben – eines der schönsten in der Region. Mit dem Mobility on Demand (MOD)-Sammeltaxi ging’s ins entzückende Städtchen, das auch dadurch bekannt ist, dass Helmut Kohl im berühmten Deidesheimer Hof Staatsgäste bewirtete und ihnen Saumagen servierte.

Wir hatten mit Freunden einen großartigen Abend: Weinschorle im Überfluss und ein Saumagen-Burger mit Grillzwiebeln als perfekter Snack zwischendurch. Hach, es war toll! Pfälzer sind wirklich sehr gesellig und auch wenn man A… an A… auf den Bänken der Bierzeltgarnituren sitzt, wird das mit Humor genommen und man kommt gleich ins Gespräch. Das ist schon ein bisschen anders als hier im Norden, wo ein „Moin, moin“ schon Gelabber ist.

Hambacher Schloss – Wiege der Demokratie

Ein bisschen Kulturgeschichte durfte bei unserem Pfalz-Trip nicht fehlen, und wo wäre das besser aufgehoben als im Hambacher Schloss. Hoch über Neustadt thront es auf dem Schlossberg und ist schon von weitem zu sehen.

Wir kamen zufällig zu einer Führung – beste Entscheidung! In rund 45 Minuten erfuhren wir alles über das berühmte Hambacher Fest von 1832. Damals versammelten sich hier etwa 30.000 Menschen, um für Freiheit, Bürgerrechte, Pressefreiheit und ein geeintes Deutschland zu demonstrieren. Für die damalige Zeit war das eine absolute Sensation: Zum ersten Mal hissten die Teilnehmer die Farben Schwarz-Rot-Gold, die später zur deutschen Nationalflagge wurden.

Heute gilt das Hambacher Fest als ein Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte. Im Schloss gibt es eine Dauerausstellung, die multimedial aufbereitet ist – mit Originaldokumenten, Fahnen und interaktiven Stationen. Selbst für Geschichtsmuffel ist das spannend gemacht.

Auch abseits der Historie lohnt sich der Besuch: Von der Terrasse hat man einen großartigen Blick über die Rheinebene bis hinüber zum Odenwald. Und wenn man Glück hat, gibt’s noch eine Veranstaltung im Schloss, denn hier finden regelmäßig Konzerte, Lesungen und sogar Hochzeiten statt. Wir durften auch einen Blick auf eine wunderhübsche Braut werfen und ich knipste während der Führung noch das hübsche Ambiente.

Genuss in der Eselsburg

Last but not least: die Eselsburg in Neustadt-Mußbach. Dort haben wir zweimal hervorragend gegessen und köstlichen Weißwein genossen. Am Nebentisch erfuhren wir, dass die Eselsburg zu den zehn besten Weinlokalen Europas gehört – wow! Dabei ist es so gemütlich und bodenständig.

Die Weinkarte hat uns als „Küsten-Biertrinker“ zwar etwas überfordert, dafür wurden wir hervorragend beraten und ich kann die Liebe zum Wein jetzt viel mehr verstehen. Da steckt so viel Wissen und Tradition dahinter. Es gab so tolle Weine in der Region und es machte Spaß, die feinen Nuancen verschiedener Sorten zu schmecken.

Fazit: Wir haben die Pfälzer Lebensart lieben gelernt und wir wissen: Das war garantiert nicht unser letzter Besuch. Es gibt noch viele Wanderrouten, Hütten und Weißweine zu entdecken. Wir sehen uns wieder! Warst du schon einmal in der Pfalz? Wo müssen wir denn unbedingt hin? Ich nehme gern Ideen entgegen.

undiversell

Ich freue mich, dass du mich gefunden hast! Schau dich gern um. Ich zeige dir auf meinem Blog Handgemachtes, Hausgemachtes und Meer. Wenn du dich für Häkeln, Stricken, Nähen, Basteln, Nachhaltigkeit und Reisen interessierst, bist du hier genau richtig. Suchst du unkomplizierte Rezepte zu frischer, saisonaler Küche und leckere Kuchen, lass dich inspirieren. Bist du Fan von vegetarischer und veganer Küche? Hier wirst du fündig. Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht. Viel Spaß und schöne Momente auf meiner Seite wünscht dir Undine von "undiversell"!

6 Antworten auf „Sommerurlaub in der Pfalz

  1. Die Pfalz ist toll und wir sind auch gerne zum Wandern dort. ♥ Im Süden ist noch das Weintor einen Besuch wert, dort gibt es auch noch viele wunderbare Wanderwege und ein Abstecher nach Frankreich ist nur eine Fußlänge entfernt. Leider kommen wir – trotz räumlicher Nähe – nicht allzu oft in die Pfalz, der Alltag hier mit dem Garten fordert eben auch seine Zeit. Aber jedes Mal wenn wir dann dort sind, schwören wir uns, nicht wieder so viel Zeit bis zum nächsten Besuch verstreichen zu lassen. Mal gucken, vielleicht wird es ja noch was im jetzt nahenden Herbst.

    Deine Bilder jedenfalls haben meine Reiselust in die Pfalz geweckt.

    Liebe Grüße

    Anita

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  2. Wunderschön liebe Undine! Ich gestehe, ich war noch nie in der Pfalz. Mich zieht es eher an die Küste in Deine Richtung oder in die niederbayrische Heimat Niederbayern. Wenn es nach Feierabend gemütlich sein soll, geht es hier gern auf einen Keller in die Fränkische. Scheint den Hütten in der Pfalz zu entsprechen, nur mit Bier statt Wein ;o) Ganz klare Empfehlung und immer eine Reise wert.

    Ganz liebe Grüße an Dich und vielen Dank für diesen Blick in Dubbegläser, auf die Teller und über deren Rand hinaus!

    Katrin

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    1. Liebe Katrin, die Biergärten in Franken haben uns auch sehr gut gefallen. Ich mochte, dass sich ganze Familien mit Kindern in jedem Alter dort getroffen haben. Herrlich diese Geselligkeit, die auch in der Pfalz sehr groß geschrieben wird. Diese Weinkultur da ist schon auch etwas Besonderes. Es ist eine Reise wert. LG Undine 🤗

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  3. deinen blog habe ich gerade zufällig entdeckt und freue mich über deinen reisebericht über die pfalz. ich war noch nie dort, aber mir gefallen die geschichtsträchtigen orte, die burgen und die offensichtlich gemütliche und freundliche lebensart. wir fahren ja meistens in den norden (und fast immer nach dänemark) in urlaub. da gibt es leider nicht so tolle biergärten und weinschänken, wie wir sie z.b. in bayern auch erlebt haben. aber inzwischen findet man auch dort sehr schöne cafés, wo man oft auch lecker essen kann.

    liebe grüße gerade aus dänemark!

    mano

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