Anfang Oktober zogen wir in die Apfelernte. Onkel und Tante, die in einem idyllischen Dorf bei Schwerin wohnen, brauchten Hilfe in diesem reichen Apfeljahr. Vier riesengroße Bäume, brechend voll mit den Apfelsorten Ontario und Boskoop wollten abgeerntet werden. Bei herbstlich windigem, aber sonnigem Wetter füllten wir Kiste um Kiste mit großen saftigen Äpfeln unter den wachsamen Augen der Hühner. Die gackerten friedlich vor sich her und zahm wie sie sind, freuten sie sich anscheinend über unsere Gesellschaft.
Die Ernte dieses Jahr war wirklich überwältigend. Viele Kisten wurden solange gefüllt bis keine einzige mehr da war. Was noch da war, waren Äpfel und zwar reichlich. Also hieß es, Hänger angeschnallt und ab zur Mosterei. Ein echter Männerjob, diese schweren Apfelkisten hin- und her zu wuchten.
Derweil waren wir natürlich nicht untätig. Tantchen auf allen Vieren – so ist das eben, wenn die Hüfte nicht mehr so mitmacht, meine Mama und ich nahmen uns noch den letzten Baum vor. Der Job auf der Leiter war meiner. Die besten Äpfel wurden vorsichtig in einen Pflückkorb befördert, der Rest wurde abgeschüttelt. Ich kam mir vor wie die Goldmarie im Märchen Frau Holle. Mit all meiner Kraft hing ich im Baumwipfel und schüttelte, was das Zeug hielt. Mit einem hundertfachen „Plopp, plopp“ fielen die Äpfel auf die unten ausgelegte Plane. Hier hätten mir ein paar Aggressionen geholfen, die hätte ich da gut abbauen können. Hatte ich aber nicht. Es war viel zu idyllisch auf dem Hühnerhof draußen in der Natur. Habe aber schon überlegt, ob man nächstes Jahr dort nicht Seminare für gestresste Manager anbieten sollte, natürlich mit Apfelkuchen hinterher :-) .
Jedenfalls haben wir an dem Tag eine Dreivierteltonne Äpfel bewegt und abends brauchte ich nicht mehr zum Sport, so rattentot war ich von der körperlichen Betätigung an frischer Luft. Mit dem Geruch von vergorenen Äpfeln, die schon zahlreich unter den Bäumen lagen und Hühnermist fuhren wir abends mit Apfelsaft von der Mosterei und natürlich ganz vielen Äpfeln wieder nach Hause.
Glücklich über meine Beute an Bioäpfel gibt es jetzt jedes Wochenende einen Kuchen mit selbigem Obst. Eine Kreation ging mir schon vorher im Kopf herum. Es sollte etwas mit Karamellsoße sein und einem Hauch von Thymian. So gab es vergangenes Wochenende diese kleinen Tartelettes, die blitzschnell gemacht sind und sehr lecker waren.
Zutaten:
1 Packung Blätterteig aus dem Kühlregal oder TK
2 Äpfel
ein bisschen brauner Zucker zum Bestreuen der Tartelettes
Thymianzweig
Für die Karamellsoße:
250 g brauner Zucker
100 g Butter
200 g Sahne
Prise Salz
Für die Karamellsoße alle Zutaten unter Rühren für 20 Minuten einkochen. Nicht zu lange, sonst wird sie zu fest. Dann lieber noch einen Schuss Sahne dazugeben. Den Blätterteig (TK) auftauen und mit einem Glas etwas größer als die Tartelettförmchen zuschneiden. Die Teigreste ruhig noch einmal übereinander legen, ausrollen und wieder zuschneiden. Man darf Blätterteig nur nicht kneten, dann geht er nicht mehr auf. Die Förmchen mit dem Teig belegen und den Rand etwas hoch drücken. Die Äpfel schälen und in schmale Schnitze schneiden. Die Tartelettes damit belegen und mit ganz wenig braunem Zucker bestreuen. Kann man auch weglassen bei süßen Äpfeln.
Jetzt für ca. 20 Minuten bei 200°C backen. Ein wenig auskühlen lassen und jetzt kommt das Beste: Mit ein paar – wirklich nur ein paar – Thymianblättchen bestreuen und die lauwarme Karamellsoße über die Tartelettes gießen. Ich sage euch, da gibt es dann kein Halten mehr! Genießen, schmatzen und knuspern, nicht ohne hinterher die karamelligen Finger abzulecken.
Weil das so lecker war, gab es dieses Wochenende gleich noch eine Variation mit Apfel, Thymian und Karamellsoße. Da die Tartelettes so schnell vertilgt waren, sollte es dieses Mal ein ganzes Blech sein. Dafür habe ich wieder den Quark-Ölteig vom Erdbeer-Rhabarber-Datschi genommen und mit reichlich Äpfeln belegt. Die Zutaten wie beschrieben zu einem weichen, aber nicht mehr klebrigen Teig mit den Knethaken verrühren und auf einem Backblech ausrollen. Jetzt mit den geschälten Apfelschnitzen dicht an dicht belegen und mit Zucker bestreuen. Da der Quark-Ölteig nicht so viel Zucker enthält und wir den Kuchen dieses Mal ohne Streusel backen, kann man das hier ruhigen Gewissens tun.Jetzt das Blech bei 180 Grad für ca. 35 Minuten in den Ofen schieben. Stäbchenprobe ist immer hilfreich. Jetzt wieder Thymianblättchen drüber streuen, und mit Karamellsoße übergießen. Diese ist übrigens im Kühlschrank 1 bis 2 Wochen haltbar. Falls sie etwas zu fest wird, einfach bei 50°C im Backofen wachsweich werden lassen. Dann kann wieder ordentlich damit gekleckert werden.
Bei den Thymianblättchen war ich mir übrigens nicht sicher, ob das so gut ankommt. Kam es aber! Ob bei der Familie oder beim Resteessen in Büro, kann ich wieder so machen. Noch finde ich davon ein paar Strempel im Garten :-)
Genießt ihr auch die reiche Apfelernte dieses Jahr? Was ist euer Lieblingsapfelkuchenrezept?
Hach Undine…die Äpfel rieche ich bis hierher…toll Deine Tartelettes. Kann Dir aber meinen apfelcrumble oder Tarte Tatin…umgedrehter Apfelkuchen empfehlen…da werden auch die Äpfel karamellisiert.
LG und gute Apfelverwertung
Wünscht schurrmurr
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Oh ja, das mache ich. Den umgedrehten Apfelkuchen werde ich gleich nächstes Wochenende ausprobieren. LG Undine
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Deine Bilder sind mal wieder super geworden. Man spürt richtig die Sonne und das beschauliche (zuweilen anstrengende :-) ) Landleben… und die Tarteletts sehen ebenfalls total leeeeeeeecker aus. LG Stefanie
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Liebe Undine, was für ein wunderbares erzähltes Post. <3 Als wäre ich in Bullerbü gelandet. Auch die gewagten Thymiancreationen sehen unglaublich lecker aus! Ich glaube, ich habe es schon erwähnt: Dein Blog ist der einzige auf dem ich Rezepte lese….
Mein Lieblingsrezept ist Apfelkuchen mit Baiser.
Ich wünsche dir schöne Herbsttage! Tutti
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