An Pfingsten zogen wir wieder zu unserem alljährlichen Campingwochenende nach Meschendorf. Letztes Jahr berichtete ich bereits hier darüber. Wir freuten uns wieder sehr drei Tage mit unseren Freunden zu verbringen. Auf so einer Kurzreise kann man einfach länger Zeit miteinander verbringen als ein paar Stunden auf Geburtstagen, Partys oder auf einen Kaffee. Da geht es dann auch mal um tieferschürfende Gespräche auf langen Strandspaziergängen und abends, wenn nur noch ein paar Leute im Partyzelt sitzen. So geschehen gleich am Ankunftstag. Wir klönten bis nachts um 3 Uhr über das Leben im Allgemeinen und im Besonderen und es war wieder einmal viel zu interessant um früh ins Bett zu gehen.
Samstagmorgen wurde ich dann unsanft durch ein unrhythmisches Klopfen geweckt. Draußen war Wind aufgekommen und ich vermutete, die zusammengestellten Gartenstühle kippelten gegen die Wand. Ein Kontrollgang um den Bungalow belehrte mich eines Besseren. Ein Ast in für mich unerreichbarer Höhe schlug gegen die Dachrinne. „Na, toll!“, noch ein halbherziger Versuch wieder einzuschlafen und dann Bettdecke weggeschleudert. „Pah, dann gehst du eben nach Rerik und machst ein paar schöne Fotos!“. Gesagt, getan! Frühstück mochte ich sowieso noch nicht. Wir hatten abends Burger gegessen und hatten dafür „Eat the Ball“-Brötchen für alle bestellt. Die hatte ich auf der Bloggerkonferenz im März kennengelernt. Nach 2 (in Worten ZWEI!) solchen Burgern, die zwar mega lecker waren, aber auch total satt machten, konnte ich selbst nächsten Morgen noch keine Kohlenhydrate sehen.
Der 3,5 km lange Wanderweg an der Küste entlang war ein perfekter Anfang für meinen Spaziergang in das Ostseebad Rerik, das den Charme eines ehemaligen Fischerdorfes versprüht und malerisch zwischen Salzhaff und Ostseeküste gelegen ist.
Im Ort fällt sofort die frühgotische St. Johannes Kirche zu Rerik auf. Sie fungierte als wichtiger Orientierungspunkt für Schiffer und Fischer. Ungewöhnlich ist ihre Inneneinrichtung, die aus der Barockzeit stammt. Von der Internetseite und aus sicherer Quelle einer Kollegin weiß ich, dass in der Reriker Kiche sehr viele Konzerte stattfinden. So kann man jeden Donnerstag um 20.00 Uhr Orgel- oder Chorkonzerte besuchen. Der Eintritt ist sogar frei. Was gespielt wird, findest du hier.
Wer möchte, kann sich von Juni bis September am Montag um 10:00 Uhr durch die Kirche führen lassen und sich auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte begeben. Der Leiter des Heimatmuseums, Thomas Köhler, macht neben dieser Kirchenführung auch Stadtrundgänge durch Rerik.
Apropos Heimatmuseum: Der Besuch in dem liebevoll eingerichteten Museum soll sich lohnen, schon allein um über die turbulente Geschichte des Ortes mehr zu erfahren. Immerhin wurde es schon 1953 gegründet und befindet sich seit 1997 in der alten Schule des Ortes. Unter anderem gibt es dort eine Bademoden- und sittenausstellung. Das stelle ich mir sehr lustig vor. Wer schon drin war, kann mir gern in den Kommentaren darüber berichten. Hier die Adresse: Heimatmuseum im alten Schulhaus, Dünenstraße 4, Tel: 0175-4363403
Vom Heimatmuseum war es nicht mehr weit bis zum Salzhaff. Hui, da wehte an dem Tag eine steife Brise. Genau die Brise, die auch den Ast am Bungalow in Bewegung gebracht hat. Egal, meine Müdigkeit war verflogen und ich genoss den Spaziergang in meinem ganz eigenen Tempo. Wo waren wir stehen geblieben? Am Salzhaff. Das befindet sich südlich von Rerik und hat seinen Namen von dem hohen Salzgehalt im Vergleich zu anderen Boddengewässern an der Ostsee. Hier entstand durch artenreiche Salzwiesen, die sich durch regelmäßige Überflutungen entwickelt haben, ein einzigartiges Biotop. Schützenswerte Pflanzen und viele Wasservogelarten sind hier beheimatet.Der gemütlich erscheinende Yacht- und Sportboothafen weckte Sehnsucht nach Meer und Abenteuer auf dem Wasser. Ich mochte die schaukelnden Masten betrachten, das typische Geklimper von Karabinern und das Glucksen des Wassers an den Booten hören. Das ist überall auf der Welt die gleiche Atmosphäre und hat für mich immer mit Urlaub und Auszeit vom Alltag zu tun.
Hier am Hafen begegnet dir „Erik von Rerik“, ein freundlicher Seebär, der das Maskottchen vom Ort darstellt. Er ist nicht die einzige Holzschnitzerei, die meines Wissens vom Garvsmühlener Künstlers Bruno Blank stammen. Sie begegnen dir überall im Ort und gehören zu Rerik wie Salzhaff, Ostsee und Fisch.
So, jetzt aber ab zum Strand. Wer das passende Schuhwerk noch nicht hat, kann sich im Schuhladen des Vertrauens wahlweise ein paar sommerlich Flipflops, Gummistiefel oder Sneaker besorgen. Hier wird sich um die Bedürfnisse der Frau gekümmert: Strand, Toiletten und Schuhladen, was will frau mehr.
Wenn dich Rerik bis jetzt noch nicht überzeugt hat, dann musst du an den Strand gehen. Hier erwartet dich ein wunderschönes Fleckchen Erde mit weißestem Sand. Wer braucht da noch die Karibik?
Zuerst aber noch ein Blick auf die 170 Meter lange Seebrücke, die schnurgerade ins spiegelglatte Meer hineinführt. Das Wasser bewegte an diesem Tag nur langsam. Wie schwere Seide lag die See an der Küste. Vollkommene Stille, nur durch den Schrei der Möwen unterbrochen, und nur wenige Besucher zu dieser frühen Stunde ließen mich glauben, der Strand gehöre mir ganz allein. Einatmen, ausatmen, Foto knipsen. Ich kam zur Ruhe wie schon lange nicht mehr.
Am Fuße des Schmiedeberges steht heute das Häuschen für den Strandkorbverleih. Bis Ende der 50er Jahre war hier eine Schmiede zu finden, die dem Berg seinen Namen gab. Ich sparte mir den Aufstieg, auch wenn man von oben einen herrlichen Blick über Naturstrand, Steilküste und Salzhaff haben soll.
Ich spazierte lieber am Wasser entlang und bewunderte die Strandkörbe, die wie die Soldaten in Reih und Glied standen und auf den sommerlichen Ansturm der Touristen warteten. Ich fotografierte Bild für Bild und konnte nicht genug bekommen vom Meer.
Natürlich darf das Boot am Strand, ein beliebtes Fotomotiv aus Rerik nicht fehlen.
Zurück lief ich wieder durch den schönen Waldweg, wo jetzt doch schon mehr Hundebesitzer und Jogger unterwegs waren. So langsam freute ich mich auf den ersten Kaffee des Tages im Ostseecamp mit meinen Freunden und war dem Ast durchaus dankbar, dass er mich geweckt hatte. Er hatte mir zu diesen fast schon meditativen Stunden im Ostseebad Rerik verholfen.
Allerdings sollte er mir in den folgenden Nächten nicht mehr meinen Schlaf rauben. Meine Freunde hatten eine Säge dabei und haben ihn gleich nach dem Frühstück für mich abgesägt. Sind das nicht tolle Freunde? Ich finde, es sind die besten!
Herrlich! Weil wir ja sowieso gerade auf Entdeckungsreise durch Mecklenburg-Vorpommern sind, kam Dein entspannter Spaziergang zur richtigen Zeit. Dank Deines schönen Berichts habe ich nun auch mal Rerik näher kennengelernt. Danke, dass Du mich mitgenommen hast! 😊
Liebe Grüße aus Kühlungsborn, Martina
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Wunderschön. Und dennoch kommt es mir so vor, als sei das letztjährige Campingwochenende doch eben erst gewesen. Ein Jahr soll das schon her sein? Herrjemine. Rerik kannte/kenne ich nicht, es sieht aber sehr nach danach aus, als könnte man es ewig dort aushalten.
Sonnige Herzensgrüße ♥ Anni
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Schöner Ort, schöne Fotos … meine Sehnsucht nach Strand und Meer und eine Auszeit ist geweckt. LG Stefanie
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