Wir sind wie jedes Jahr auf unseren geliebten Campingplatz Meschendorf gefahren – und wie immer beginnt die Vorfreude schon einen Monat vorher. Dieses Mal hatten wir ein Geburtstagskind dabei: Die Tochter eines langjährigen Freundes wurde am Anreisetag sechs Jahre alt. Gefeiert wurde klassisch mit Sackhüpfen und Eierlaufen – und wir „Muddis“, deren Kinder längst aus dem Gröbsten raus sind, freuten uns mindestens genauso über diesen richtigen Kindergeburtstag wie die Kleinen. Zugegeben: Ums Sackhüpfen und Eierlaufen haben wir uns gedrückt, aber so ein Mädchengeschenk zu besorgen, hat schon einigen von uns viel Spaß gemacht. Und ich? Ich habe mich auch sehr gefreut. Denn endlich hatte ich mal die Gelegenheit, eine richtige Mädchentasche zu nähen! Was sonst?

Ich habe wenig genäht als die Kinder klein waren– so kam meine Tochter nie in den Genuss von kitschig-rosafarbenem, selbstgenähtem Mädchenglück. Umso mehr habe ich mich, trotz aller Campingvorbereitungen, mit Herzblut in das Projekt „Girlytasche“ gestürzt. Und glaubt bloß nicht, dass ich dafür irgendetwas kaufen musste – ein Blick in meinen Stoff-Stash, in die Webbandkiste, ein bisschen Kombinationsfreude, und zack: Material gefunden. Die Idee zur Tasche habe ich bei crazypatterns.net entdeckt – die Anleitung stammt von Schnuckelina, die sie sogar kostenlos zur Verfügung stellt. Ich mochte den schlichten Einkaufstaschenlook auf Anhieb und zeig euch gleich das Ergebnis. Na ja schlicht ist relativ, aber das Grundmodell besteht nur aus Viereck und bestimmt die Form der Mädchentasche.

Für euch habe ich auch mitgeschrieben, wie ich die Tasche genäht habe. Ich fand die Größe meines Modells ideal und daher hier meine Maße, die im Vergleich zu Schnuckelinas Tasche etwas größer sind. So landete auf meinem Zuschneidetisch aka Bügelbrett: je zwei Mal Außen- und Futterstoff in 24 x 19 cm + 1 cm Nahtzugabe sowie je zwei Mal 63 x 7 cm + 1 cm Nahtzugabe. Bilder vom Entstehungprozess habe ich leider nicht, aber das hat Schnuckelina bereits hervorragend erledigt. Daher hier die Kurzform.

Den Außenstoff habe ich mit Vlieseline H630 bebügelt, den Futterstoff mit H250 – damit die Tasche schön steht. Die Henkel sind 32 cm lang (+ 2 cm, die innen liegen). Die Henkel habe ich mittig zusammengenäht, an den Rändern jeweils 5 cm freigelassen, das Webband und ein kleines Herzchenlabel mit etwa 5 cm Abstand zur oberen Kante auf das Vorderteil aufgenäht. Nach dem Aufbügeln der Vlieseline ging’s dann richtig los.

Ich habe das lange Rechteck (Seiten- und Bodenteil) rechts auf rechts auf ein Vorderteil gelegt und zusammengenäht, dann das Rückteil ebenso – dabei darauf achten, dass die Ecken sauber aufeinandertreffen, sonst wird die Tasche schief. Die Futterteile habe ich genauso verbunden. Ist der Herzchenstoff nicht allerliebst? Bei Musterstoffen lohnt sich ein prüfender Blick, damit nichts auf dem Kopf steht. Das Seiten-Bodenteil habe ich seitlich zugeschnitten – der beste Kompromiss bei dem Muster. Dann habe ich die Henkel ca. 5 cm vom Rand angebracht, natürlich nicht verdreht.

Jetzt kam der spannende Moment: Außentasche und Futter rechts auf rechts zusammennähen, Wendeöffnung nicht vergessen! Tasche wenden, bügeln, absteppen – und dann fehlte nur noch ein bisschen Deko. Genau der richtige Anlass für Jojo-Blumen à la SewSimple! Ich habe zwei Kreise zugeschnitten: 20 cm Durchmesser aus dem Innenstoff, 15 cm aus dem Außenstoff. Jeweils 1 cm umgebügelt, mit Sternzwirn im Heftstich rundherum zusammengenäht, zusammengezogen, verknotet – fertig war das Stoffblümchen. Beide Jojos habe ich mit einem Knopf verbunden und an einen Henkel genäht. Und weil es halten soll, kam auch ein kleiner Tropfen Heißkleber dazu. Sicher ist sicher – es wäre doch schade, wenn die Blume beim ersten Befüllen gleich das Weite sucht.

Zu guter Letzt fand ich noch ein rosafarbenes Schleifenband – das musste natürlich auch noch irgendwie „rumgetüdelt“ werden. Und dann war sie fertig: meine kleine große Mädchentasche. Ein richtiges Schmuckstück, oder? Das Beste: Die Geschenke von allen für das Geburtstagskind passten auch gleich hinein, und so wurde die Tasche sofort ihrer Bestimmung zugeführt. Die „Muddis“ waren begeistert – das Geburtstagskind packte gleich alles ein und ich habe mich einfach gefreut, dass ich die Zeit gut investiert hatte für das Nähen dieses Geschenkes.

Mit meinem kleinen süßen Kindertäschchen springe ich noch schnell zu Antetannis Jahresbingo mit dem Motto: Punkt, Karo, Strich, weil der Außenstoff lauter kleine Pünktchen hat und zum Creativsalat.

Bist du auch so taschenverrückt wie ich? Welche Tasche hast du zuletzt genäht, gehäkelt, gestrickt? Oder hast du einen Mädchentraum verwirklicht? Bist du Team rosa oder ist dir das ein Graus? Schreib mir gern in die Kommentare. Ich freue mich drauf.