Dieses Jahr war es ja ein wenig schwierig mit der Sommerurlaubsplanung. Glücklicherweise hatten wir ganz gegen unsere Gewohnheit im Winter noch nichts gebucht und ließen angesichts Corona die Dinge auf uns zukommen. Zwei, drei Wochen vor Beginn unseres Urlaubs überlegten wir in abendlicher Runde ein Urlaubsziel in Deutschland und kamen auf Erfurt/Weimar. Das sind altehrwürdige Städte und so ein bisschen Kultur schadet ja nicht. Ich war zur Jugendweihefahrt in Weimar und das ist schon ein paar Tage (äh, mehr als 30 Jahre) her und da kann eine Auffrischung nicht schaden. Erfurt kannten wir noch gar nicht. Außerdem gibt es dort ein paar nette Baggerseen und falls es warm werden sollte, können wir dort in die Fluten springen. Gesagt, getan. Ferienwohnung gesucht, in Erfurt fündig geworden, ab ins Auto und los ging es mit einem Teenager an Bord nach Thüringen.
1. Erfurt, die Altstadt und der Dom
Bei perfektem Sommerwetter, sonnig und um die 25 Grad, entdeckten wir die Altstadt, die fußläufig wunderbar zu entdecken ist. Wir machten sogar eine Stadtführung und ließen uns 2 Stunden kurzweilig Geschichten des mittelalterlichen Erfurts erzählen. Hier, wo sich die Handelswege von Nord und Süd, sowie Ost und West kreuzten. Das ließ die Stadt aufblühen.
Rund um die Krämerbrücke über der Gera gibt es ganz niedliche, kleine Läden, die regionales Kunsthandwerk und Spezialitäten verkaufen. Hier kann man herrlich stöbern und das eine oder andere Souvenir kaufen, dass nicht so kitschig ist.
Erfurt hat richtig Glück gehabt. Die Wende 1989 kam für die Stadt gerade rechtzeitig. Hier sollte die Abrißbirne ordentlich walten und neue, sozialistische Zweckbauten sollten en mas hochgezogen werden. Man mag sich gar nicht ausmalen wie Erfurt dann ausgesehen hätte. So ist der Zauber einer mittelalterlichen Stadt erhalten geblieben und die etwas schiefen Fachwerkhäuser wurden liebevoll restauriert und sind der Allgemeinheit erhalten geblieben.
Ich mochte die roten Straßenschilder besonders gern, die anzeigten, dass hier historische Bauten zu finden sind. Der Domplatz führt dann zu einem der wichtigsten historischen Gebäuden der Stadt, dem Erfurter Dom.
Dieser Blick offenbarte sich uns gleich am ersten Abend von der Zitadelle Petersberg. Diese barocke Stadtfestung ist sicherlich ein Schmuckstück, allerdings war das hinter den zahlreichen Bauzäunen nur zu erahnen. Egal, der Blick auf den Dom entschädigte uns für die Baustelle.
Der Erfurter Dom, früher auch als Marienkirche bezeichnet, ist der wichtigste und älteste Kirchenbau in Erfurt, wo sage und schreibe 37 Kirchen stehen. Berühmt ist der Dom für seine Kirchenglocke Gloriosa, die größte frei schwingende, aus dem Mittelalter stammende Kirchenglocke.
Auch von innen ist der gotische Bau prachtvoll und mit riesigen Glasfenstern ausgestattet. Der Hochaltar stammt aus dem Barock und wurde liebevoll restauriert. Ich mag ja den Geruch in Kirchen. So ein bisschen modrig und man taucht immer ein in eine eigenständige Welt. Ich verstehe Menschen, die in Kirchen zur Ruhe kommen und ganz bei sich sein können.
2. Unsere Ferienwohnung – Der Rosenhof (Werbung)
In einer uns eigenen, ungeduldigen Art der Suche nach einer Ferienwohnung stießen wir auf den Rosenhof und wussten schnell: Das wäre perfekt für uns. Anfrage gestartet, schnelle Antwort bekommen, gebucht, fertig. Die Ferienwohnung war ein echter Glücksgriff. Sie lag im Andreasviertel und die Altstadt war in 10-12 Minuten zu Fuß zu erreichen. Der Besitzer hatte das ganze Haus liebevoll renoviert und ein paar Wohnungen waren Ferienwohnungen.
Der Name war Programm. Vorn und hinten blühten Rosen und rankten bis zum ersten Stock hinauf. Es war eine unbeschreiblich leuchtende, duftende Pracht und das sonnige Wetter zeigte sie von der schönsten Seite.
Der Flur empfing uns mit Wandmalereien und das Licht schien morgens und abends durch die schönen Tore, wo früher die Pferdefuhrwerke in den Innenhof gefahren sind.
Auf unserem kleinen, süßen Balkon konnten wir jede Mahlzeit einnehmen, da der Wettergott es so gut mit uns meinte. Es war nicht riesig, aber wir hätten auch die Tische im Innenhof nutzen dürfen. Für kleine Kinder war sogar eine Sandkiste vorhanden.
Innen war alles praktisch und passend zur rosigen Atmosphäre eingerichtet. Die Küche hatte eine komplette Ausstattung mit Geschirrspüler und in den beiden Schlafzimmern war genug Platz für alle Klamotten. Bilder gibt es leider nicht davon, dazu war das gleich zu sehr von uns okupiert. Ihr wisst, was ich meine. Schaut doch hier vorbei, da seht ihr noch etwas mehr von Ferienwohnung 2.
3. Erfurter Zoo
Zoobesuche sind für uns obligatorisch. Ist auch immer ganz schön zu sehen wie andere Tierparks Flora und Fauna präsentieren. Gefallen hat uns die Weitläufigkeit des Erfurter Zoos. Wir konnten stundenlang durchs Gelände laufen und entdeckten immer wieder Neues. Praktisch waren auch die beiden Rundweg, die einem die Entscheidung abnahmen, welchen Weg man denn nun lieber nimmt.
Der Erfurter Zoo nennt sich der Zoo der großen Tiere. Das konnten wir bestätigen. Es gab Giraffen, Nashörner, Löwen, Kamele, Elefanten, Lamas und noch viele mehr.
Toll waren auch die Freigehege, die man betreten konnte. Bei den Sikas und Kängurus hielten wir uns länger auf und beobachteten die Tiere ohne Zaun. Manche Zoobewohner waren hinter Glas, aber so wenig menschenscheu, dass auch hier das Tierwatching sehr interessant war.
Insgesamt war der Erfurter Zoo eine runde Sache, aber nach dem Leipziger und Londoner Zoo waren wir nicht in Begeisterungsstürme ausgebrochen.
4. Essen und Trinken in Erfurt
Was wäre ein Urlaub ohne Cafébesuche, leckere Imbisse unterwegs oder ein gemütliches Abendessen in den Kneipen der Stadt. Unser erster Glücksgriff war ein Frühstück im Café Nüsslein. So ein reichhaltiges, leckerer Start in den Tag rüstetet uns perfekt für 10000 Schritte durch die Stadt. Wurst und Käse waren italienisch und sehr würzig. Nicht so ein Labberkram aus der Plasteverpackung. Obst, Kaffee, Rührei und es war perfekt.
Was wäre ein Besuch in Thüringen ohne die berühmte Thüringer Bratwurst, schon gar nicht, wenn der Liebste ein absoluter Bratwurstfan ist. Ich bin ja eher Team Fleisch, aber die würzige Wurscht vom Grill hat auch mir geschmeckt.
An einem Abend waren wir in der Altstadtkneipe Noah. Das ist so eine richtige rustikale Bierkneipe mit einem gemütlichen Biergarten. Das Essen ist klassische thüringische Küche und es gibt unzählige Biersorten. Das braucht länger als einen Urlaub sich da durchzutringen. Ich bevorzuge ja etwas dunklere Kellerbiere und war mit dem Köstritzer sehr zufrieden. Die Bratkartoffeln waren übrigens auch ausgesprochen lecker.
An einem anderen Abend hatten wir Lust auf arabische Küche. Der Imbiss „Sindbad“ war eine Empfehlung im WWW. Das war eher enttäuschend, gehörte er doch laut Beschreibung zu den 10 besten Lokalitäten Erfurts. Wir zogen weiter durch die Altstadt, wo das freitagabendliche Leben an der Krämerbrücke tobte. Es war eine tolle Stimmung und viele Studenten tranken ein Bier oder einen Wein in der Abendsonne.
Wir stolperten praktisch in die Engelsburg und das war ein echtes Highlight. In diesem Kulturzentrum mit dem wunderschönen Biergarten lässt es sich herrlich leben. Direkt neben einem Studentenwohnheim gelegen (wer schafft da eigentlich noch irgendeine Prüfung?) kann man hier essen, trinken und an vielen Tagen auch Kultur genießen. Die sommerliche Atmosphäre tat uns gut und wir gönnten uns noch ein paar Süßkartoffelpommes und der Gintonic vom Nebentisch sah auch so köstlich aus. Egal, ich musste noch einen probieren. Wir hatten doch Zeit und Muse.
5. Nordstrand Erfurt
Es war wirklich schönes Wetter und nachdem wir schon ganz viel Kultur inhaliert hatten, wollten wir einen chilligen Tag im Strandbad Nordstrand verbringen. Eine gute Wahl wie sich im Nachhinein herausstellte. Hier konnte man wirklich entspannen. Es war nicht übermäßig voll, obwohl es Samstag war und wir lagen in der Sonne.
Das Wasser war kristallklar und wer Lust auf ein bisschen Action hatte, konnte sich beim Wasserski schaffen. Da gab es richtige Künstler auf der anderen Seite des Baggersees. Wir begnügten uns mit Buchlesen, Musikhören und Wolkengucken. Herrlich!
Erfurt war wirklich eine Reise wert und wir haben dort schöne Tage verbracht. Das nächste Mal zeige ich euch noch Weimar, Eisenach und das Rosarium in Sangerhausen. Natürlich nur, wenn ihr Lust auf noch mehr Thüringen habt.
Verlinkt mit der Urlaubslinkparty vom Nähfrosch
Ein ganz wunderbarer Einblick, liebe Undine. Ich war irgendwann zur Klassenfahrt seinerzeit in Erfurt – jesses, kein Vergleich zu heute. Trist und grau war da alles. Und vor ein paar Jahren (fast auch schon wieder Jahrzehnten) waren mein Mann und ich mal da, aber auch da gab es noch viel Luft nach oben in Sachen Altstadtsanierung. Wie hübsch sich die Stadt herausgeputzt hat, vielen Dank für die vielen schönen Bilder und deinen Erlebnisbericht dazu. Es liest sich nach einer schönen Urlaubswoche und so soll es sein.
Liebe Grüße
Anni
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Lieben Dank für die schönen Eindrücke und die tollen Tipps, liebe Undine. Erfurt scheint eine Reise wert zu sein!
Liebe Grüße, Martina
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Ist es! 😊
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