Ein paar Tage raus im Februar und mit dem Tapetenwechsel eventuell noch ein wenig Wintergefühl mit Schnee im Harz zu bekommen, war unser Ziel. Gut. mit dem Schnee hat es nicht geklappt und es war Sturm und Regen angesagt, trotzdem verlebten wir ein paar schöne Tage in der bunten Stadt am Harz. So schlecht war das Wetter am Ende gar nicht und für Wellness oder Museen ist es sowieso zweitrangig. Hier ein kleiner Reisebericht mit Tipps rund um die Stadt im Ostharz.
1. Das Zentrum



Wernigerode besticht durch ein wunderschönes Stadtzentrum mit niedersächsischen Fachwerkhäusern. Trotz Bombardierung am Ende des 2. Weltkrieges wurden Neubauten so integriert, dass man als Nichtfachmann kaum einen Unterschied zu historischen Bauten bemerkt. Glücklicherweise wurden zu DDR-Zeiten die Lücken nicht mit sozialististischen Wohnungsbau verschandelt und so konnte nach der Wende der Wiederaufbau stilvoll vonstatten gehen.
Das dominanteste Gebäude auf dem Marktplatz ist das Rathaus, dass den Krieg gut überstanden hat und erstmals schon im Jahre 1277 als Spiel- und Gerichtshaus erwähnt wurde. Die beiden schlanken Erker, die den Eingang flankieren, geben dem Rathaus sein charakteristisches Aussehen, dass auf mehreren Briefmarken verewigt wurde.



Vom Marktplatz aus bog man in die Bummelmeile von Wernigerode. Neben den einschlägigen Ketten fand man hier kleine, feine Läden, die besondere Produkte anboten. Zwischen Kunsthandwerk, Spezialitäten wie Käse, Wild oder besondere Brände aus dem Harz konnten wir hier herrlich stöbern und die Zeit vertrödeln. In der Bastelkiste – einem zweigeschossigen Ladengeschäft – gab es alles, was das DIY Herz höher schlagen lässt: Stoffe, Nähzubehör, Wolle, Papier, Leinwände, Farben, alles! Da bin ich dann auch einmal allein gewesen und nein, die Zeit reichte lange nicht für eine gründliche Inspektion, aber ein bisschen Stoff hat es dann doch mit nach Hause geschafft.



Hier noch ein paar Stadtansichten von Wernigerode, die beweisen, dass auch ein Wintertrip Spaß machen kann. Büschen Sturm haut einen Norddeutschen eben nicht um. Auch das Schiefe Haus trotzte dem Sturm. Die ehemalige Teichmühle hat seine windschiefe Lage wegen teilweiser Unterspülung durch den unterirdischen Mühlgraben bekommen. Über mehrerer Jahrhunderte senkte sich der heutige Sitz eines Vereins auf auf eine Seite ab.
2. Hotel Gothischer Hof
Gegen unsere sonstigen Gewohnheiten haben wir dieses Mal ein Hotel als Unterkunft gewählt. Wir wollten uns die 3 Tage kulinarisch verwöhnen lassen und nicht kochen. Außerdem stand uns der Sinn nach ein wenig Wellness und leckerem Frühstücksbuffet.





Im mittelalterlicher Gebäude gleich neben dem Rathaus fühlten wir uns im gemütlichen Ambiente des Zimmers sehr wohl und genossen die Leckereien aus der Küche. Das Frühstück ließ keinen Wunsch offen und wenn man an der Fensterfront mit Blick auf den Marktplatz einen Platz ergatterte, war es perfekt. Noch eine Zeitung, noch einen Tee… sich einfach Zeit nehmen, herrlich!
Im Spa-Bereich probierten wir die verschiedenen Saunen aus und gönnten uns eine Massage. Hach, das macht man viel zu wenig und die Hot-Stone-Massage war genau das Richtige im kalten, stürmischen Februar.
3. Schloss Wernigerode
Das Schloss Wernigerode thront über der Stadt auf der vorgeschobenen Bergkuppe des Agnesberges. Schon von Weitem ist die mittelalterliche Burg (gebaut 1110 bis 1120) zu sehen. Sie beherbergt heute ein Schloßmuseum, oder besser gesagt ein museales Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Wir konnten von unserem Hotel aus zu Fuß hoch zum Schloss laufen und wir hatten durch das lichte Wintergeäst einen weiten Blick über die Stadt.



Leider war das Schlossmuseum wegen Sturm geschlossen, aber die alten Gemäuer versprühten auch so ihren Charme und weil das Wetter an dem Tag so sonnig war, nahmen wir es gelassen. Außerdem hat man so einen Grund wiederzukommen und ganz bestimmt zu einer wärmeren Jahreszeit, wo die einladende Terrasse den Blick mit einem Latte toppt, oder?
Am Fuße des Schlosses befand sich noch ein kleiner Tierpark, der für einen Euro Eintritt hauptsächlich heimische Tierarten beherbergte. Gerade für Familien ein schönes Ziel, wo in der parkähnlichen Anlage ordentlich Platz zum Toben war.





4. Essen und Trinken
So eine Reise lebt natürlich auch von den kulinarischen Köstlichkeiten und die gab es reichlich in der Stadt am Harz. Beginnen wir mit unserem Hotel, dass eine ziemlich gute Küche hatte. Gleich am Ankunftsabend gab es zartes Wild aus heimischen Wäldern auf Sellerieschaum und feinsten Pastinaken. Echt lecker. Davor gab es noch Ziegenfrischkäse mit einem Dach aus karamelisierten Senfkörnern. Das mag, dass Küche einen immer wieder überraschen kann, auch mit einfachen Zutaten.


Sehr besonders war es auch im Orchidea Huong, dem ersten asiatischen Restaurant am Platz. Von unserem Hotel aus nur ein Katzensprung, also praktische einmal lang hinschlagen und man war im Land der aufgehenden Sonne. Lange nicht mehr so fantastisch und ausgiebig japanisches und vietnamesisches Essen genossen. Allein schon, dass wir mit warmen Handtüchern begrüßt wurden, hatte Stil und hat uns östliche Lebensart nahe gebracht. Da lässt man auch mal das Handy in der Tasche. Daher habe ich heute kein Foto für dich.
Rustikaler ging es im mediterranen Casa Vita zu. In dem Fachwerkhaus wurde durch liebevolle Sanierung eine Brücke zwischen mittelalterlichem Gebäude zur mediterranen Lebensart geschlagen. Bei einem Gläschen Wein hielt die Menükarte leckere Gerichte vom Grill bis hin zu Veganem oder Glutenfreiem bereit. Kuschelig und gemütlich, ob für Paare oder größere Gesellschaften, im Casa Vita fühlten wir uns wohl, auch wenn wir wieder viel zu viel aßen.





Ein Café für einen Zwischenstop versüßte uns die Stunden zwischen unseren Spaziergängen. Im Komplizencafé plauderten Schüler und Studenten über ihre Prüfungen, die nächsten Reisen und kicherten über die letzten Partyerlebnisse. Die Karte war klein und fein mit veganen Köstlichkeiten und leckeren Kuchen. Die Röschenlimonade war erfrischend, nicht so süß und auf dem Basilikum der „Komplizengurke“ schwamm Glitzer. Ich mag so junge Läden und die gut ausgestatteten Örtlichkeiten erinnerten mich eher an ein Bad als an ein Kneipenklo. Herrlich, wenn man Zeit hat, ab und zu einen Sip Limonade nimmt und das süße Nichtstun genießt.
5. Luftfahrtmuseum
Kein Trip ohne ein Museum. Wir suchten uns das Luftfahrtmuseum in Wernigerode aus und es war eine eindrucksvolle Show des Flugwesens von Beginn an. Ob für Technikfans oder Familien mit Kindern, das Museum ist höchst interessant und bietet in mehreren Hangars alles vom Agrarflugzeug bis zum Schleudersitz im Militärflieger.




Man konnte in Cockpits luschern, sogar in eine Transall steigen und es gab sogar einen Bausatz für einen Minihubschrauber, den man käuflich erwerben konnte. Leider war er wohl nicht so sicher und wurde daher aus dem Programm genommen.



Mich beeindruckten wieder einmal die Anfänge der Flugkunst am meisten. Dank dieser Pionierarbeit ist es uns möglich in den Urlaub in fernere Länder aufzubrechen und ich gebe zu, dass ich sehr gern abhebe.


Wer wollte, konnte in dem Flugzeugmuseum einem Audioguide lauschen. Den gab es auch für die kleinen Besucher. Experimente zum Thema Fliegen sorgten für Kurzweil und Abwechslung. In den großen Hallen war genug Platz dafür. Uns war nicht nach Audioguide, daher kann ich ihn nicht bewerten. Insgesamt machte das Museum einen sehr professionellen Eindruck. Die Werbung versprach ein Erlebnis ohne Absperrband, was hundertprozentig eingehalten wurde. Wirklich empfehlenswert!
6. Wernigerode am Abend
Im Februar ist es erfahrungsgemäß recht früh dunkel. Macht nichts in der Fachwerkstadt Wernigerode. Ein Abendspaziergang zeigt ebenso den Charme des kleinen Städchens. Die angestrahlten Toreingänge und Fachwerkhäuser sind zur blauen Stunde wunderschön anzusehen.





Tja, und dann waren unsere drei Tage auch schon vorbei und wir düsten auf der Autobahn wieder unserem Alltag entgegen. Es hat sich wirklich gelohnt und wir waren nach dem Tapetenwechsel und Sammeln neuer Eindrücke erholt und freuten uns wieder auf unser Zuhause. Irgendwann komme ich zurück und tauche noch einmal ein in die mittelalterliche Stadt mit Gässchen wie aus einer anderen Zeit. Irgendwann, wenn sich die Welt hoffentlich wieder in ruhigeren Bahnen bewegt.
Verlinkt mit der Urlaubslinkparty vom Nähfrosch.
Soooo schön.
Liebe Grüße
Anita
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Es geht einfach nichts über einen kleinen Tapetenwechsel! 😊
Liebe Grüße,
Martina
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